Verteidiger des Glaubens (3sat)

2 years ago
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Joseph Ratzingers Lebensaufgabe war es, die Kirche und ihre Werte zu bewahren. Benedict XVI., der deutsche Papst, führte die katholische Kirche aber in ihre größte Krise. Der Film zeigt, welche Rolle er beim Aufbau eines Machtsystems im Vatikan spielte, und inwiefern er damit erheblich zu dem Vertrauensverlust beitrug, unter dem die katholische Kirche seit Jahren leidet.

Der Film zeichnet Josef Ratzingers Werdegang vom Priesteramt über den Lehrstuhlinhaber bis zum Kardinal und dann zum Papst nach und entwirft dabei ein komplexes Bild der Machtstrukturen der katholischen Kirche. Nachdem er in den 1960er Jahren einige Jahre als Erneuerer gegolten hatte, sorgte Kardinal Ratzinger während seiner 30-jährigen Tätigkeit innerhalb des Vatikans - erst als Leiter der Glaubenskongregation, dann als Papst - maßgeblich für den Erhalt der Autorität der Kirche und des Vatikans.

Er sah die Wahrheit ausschließlich in der Lehre der katholischen Kirche und sah die moderne Gesellschaft mit ihrem „Relativismus“ als verloren an. Die Interviewpartner im Film, die alle innerhalb des klerikalen Systems tätig waren, stellen das offiziell propagierte Bild von Ratzinger als „bescheidenen Gelehrten“ infrage. Um Ratzingers Denkweise besser zu verstehen, setzt sich der Film mit seiner Vergangenheit auseinander. Er nimmt seine engsten Berater und Vertrauten in den Blick, von denen viele in die Verschleierung der globalen Missbrauchskrise und in Korruptionsskandale verwickelt waren.

Stück für Stück entfaltet sich eine gewaltige Geschichte mit einem tragischen Helden in der Hauptrolle. Der Papst musste zum Höhepunkt der Krise gezwungenermaßen anerkennen, dass sich seine größten Feinde in Wahrheit nicht außerhalb, sondern innerhalb der Kirche bewegten, sogar im Kreis seiner engsten Vertrauten. Ähnlich den tragischen Helden des Renaissancetheaters sah er sich am Ende umzingelt von Chaos und Feinden. Seine gesamte Welt drohte in Einzelteile zu zerfallen. Sein Umgang vor allem mit den internationalen Missbrauchsskandalen, mit denen er schon seit den 1990er Jahren konfrontiert war, zeigte, dass es ihm vornehmlich um den Schutz des Ansehens der Kirche ging, nicht um das Schicksal der Opfer. Seine Bemühungen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, blieben halbherzig, wie Betroffene aufzeigen.

Filmemacher Christoph Röhl kommt zu der Einschätzung, dass jene Krisen, die während Benedikts Pontifikats zum Vorschein kamen, systemischen Ursprungs sind und fortbestehen. Röhl zeigt welche Rolle Laienorganisationen wie Legionäre Christi oder Het Werk für den Vatikan spielten. Er sprach weltweit mit Insidern, Vertrauten, Wegbegleitern, Kirchenkennern und -kritikern, um Joseph Ratzingers komplexer Geschichte auf den Grund zu gehen. Gesprächspartner sind unter anderem Erzbischof Georg Gänswein, Erzbischof Charles Scicluna, der Jesuit, Gymnasiallehrer und Autor Klaus Mertes, die ehemalige Ordensschwester und Theologin Doris Wagner, die Theologen Wolfgang Beinert und Hermann Häring sowie der Ordenspriester Tony Flannery, der Ordenspriester und Kirchenrechtler Thomas C. Doyle und das ehemalige Mitglied der vatikanischen Kinderschutzkommission, Marie Collins.

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