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2/2 Die Not als Lehrerin... Jesus Christus erläutert ❤️ Das Grosse Johannes Evangelium Jakob Lorber
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GEJ02-212/213
Kapitel 212 - Die Not als Lehrerin
1. Sage Ich (der Herr): „Wahr und gut, und Ich kann dir durchaus nicht sagen, dass du hier auch nur ein unwahres Wort geredet hast; aber stelle du die Sache auf einem Weltkörper also her, dass alle Menschen ohne ihre besondere Arbeit und sonstige Tätigkeit so recht leidlich für den Leib versorgt dastehen und erkennen würden, dass sie sogestaltig ganz ohne Sorgen leben können, – und du hast in kurzer Zeit deine europäischen Nordvölker allenthalben vor dir!
2. Deine europäischen Nordvölker aber waren einst in Asien, als der Wiege des Menschengeschlechtes, ebenso und noch besser mit allem versorgt als nun deine Römer und hatten eine unmittelbare Erziehung aus den Himmeln genossen; und es gab Weise unter ihnen, wie sie bis auf Mich die Erde nicht trug; aber was war die Folge davon? Sie assen und tranken ganz gemütlich, wurden von Tag zu Tag träger und verfielen von Geschlecht zu Geschlecht in den gegenwärtigen Stand; nun aber in solchem ihrem armseligsten Zustande müssen sie sich im Schweisse ihres Angesichtes den magersten Unterhalt für ihren Leib verschaffen und sind aber dabei dennoch nicht ganz ohne Weise und Lehrer.
3. Und siehe, ebensolche ihre Not wird sie nach und nach auf eine Bildungsstufe setzen, die die gegenwärtige Roms bei weitem übertreffen wird in jeder Hinsicht!
4. Es wäre darum nicht gut, den Menschen also zu stellen, dass er so ganz versorgt wäre dem Leibe nach; denn dann würde er am Ende so träge werden, dass er sich aber dann auch um nichts mehr kümmern würde. Und dieses Bestreben nach der trägen, sorgenlosen Ruhe ist wieder eine Eigenschaft des an und für sich toten Körpers; die Seele, die zum grössten Teile ihre formelle Konsistenz sich erst bei gerechter Tätigkeit aus dem Leibe zu schaffen hat, würde in der sorglosen Ruhe des Leibes auch mitruhen, da auch in ihr ursprünglich der Hang zur Untätigkeit überwiegend vorhanden ist.
5. Durch die schmerzlichen Bedürfnisse des Leibes aber wird die Seele zuerst aus ihrer Lethargie geweckt; denn sie fühlt es, dass eine gänzliche Unversorgtheit des Leibes ihr am Ende mit dem Leibe den Tod brächte. Sie setzt daher in der Not des Leibes alle Hebel in Bewegung und versorgt, so gut es geht, zuerst den Leib. Da sie aber nun eine grosse Scheu vor dem Tode hat, so fängt sie dann gar bald an, neben der Tätigkeit für den Leib auch sich mit der Forschung des eigentlichen Lebens abzugeben und findet aus ihrer wachgewordenen Liebe zum Leben bald, dass sie als Seele etwa noch fortlebe, wenn auch der Leib in den Tod gelegt wird.
6. Daraus entwickelt sich dann endlich eine Art Glauben an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele. Dieser Glaube wird dann mehr und mehr lebendig und zu einem Bedürfnisse des Menschen.
7. Aber denkendere Menschen, deren es allenthalben gibt, sind dann bald nicht mehr zufrieden mit dem alleinigen Glauben und forschen demselben tiefer nach, erproben seine Kraft und suchen, wo dessen Kraft nicht mehr auslangt, ihn mit stärkeren und gewisserart handgreiflicheren Mitteln als vollends wahr zu erweisen.
8. Das Volk hält solche Forscher dann gewöhnlich für von einem Hochgeiste befruchtete und geleitete Seher und Hörer, die auf dem Wege der Unterredungen mit Geistern tiefere Kunde vom Leben der Seelen nach dem Tode erhalten.
9. Solche Forscher werden dann vom Volke gewöhnlich zu Priestern erhoben; und diese, wohl einsehend, dass sie dem Volke ein unerlässliches Bedürfnis sind, missbrauchen am Ende häufig solch ein zumeist unbedingtes Vertrauen ihres Volkes, suchen selbst ihren irdischen Nutzen dabei und sind am Ende nichts als pur blinde Leiter der Blinden. Aber es ist dabei noch immer etwas Gutes, nämlich dass dabei das Volk stets in einem wenn noch so schwachen Verbande mit den Himmeln verbleibt.
10. Mit der Zeit, wenn der blinde Glaube auch an die Priester ein schwacher und immer schwächerer wird, erstehen im Volke wieder neue Forscher, die das Alte prüfen und nie ganz verwerfen, das Gute davon mit ihren neuen Forschungsresultaten verbinden und am Ende eine ganz neue Lehre ans Tageslicht fördern, die sich nicht mehr mit dem blinden Glauben begnügt, sondern nur mit der vollen Überzeugung, gegründet auf Tatsachen, die nötigerweise vor jedermanns Augen zur beurteilungswürdigen Schau gestellt werden können.
11. Und sieh, auf diese Weise findet endlich, wenn schon auf mühsamen Arten und Wegen, die jüngste Menschengeneration die Wahrheit und in dieser aus den vielen Erfahrungen auch die Gesetze, nach denen das Leben der Menschen zu leiten ist, auf dass sich die schwer aufgefundene Wahrheit unter den Menschen für immerdar rein erhalte.
12. Wenn dann zu solchem Funde, der allein aus der stets zunehmenden Tätigkeit der Menschheit von selbst hervorgegangen ist, endlich noch eine ausserordentliche Kunde aus den Himmeln zu den Menschen kommt als ein mächtiges, wunderbares Licht, dann ist so ein Volk wie ein Mensch für sich gerettet und im Geiste wie neu- und wiedergeboren; und sieh, alles das geht dir nie aus der leiblichen, sorglosen Versorgtheit heraus, sondern aus der Not und Sorge der Menschen!
13. Ich sage es dir: In der Not wird sogar das Tier erfinderisch, geschweige der Mensch.
14. Wenn der Mensch durch die Not so recht zum Denken genötigt wird, dann fängt bald die Erde unter seinen Füssen zu grünen an; ist er aber versorgt, so legt er sich gleich dem Tiere auf die faule Haut und denkt und tut nichts.
15. Siehe, Ich dürfte der Erde nur hundert nacheinanderfolgende sehr gesegnete Fruchtjahre geben, und alle Menschheit würde vor Faulheit wie die Pest zu stinken anfangen; aber da Ich stets gute und schlechte Fruchtjahre auf der Erde miteinander abwechseln lasse, so muss die Menschheit gleichfort tätig sein, muss in dem guten Fruchtjahre für ein möglich nächstkommendes schlechtes fürsorgen, um da nicht Hungers zu sterben. Und so bleibt die Menschheit wenigstens einerseits gleichfort in einer Tätigkeit; wogegen sonst die Menschheit nur zu bald in die vollste Lethargie übergehen würde. – Verstehst du auch solches?“
Kapitel 213 - Die Folge der Wohlversorgtheit
1. Sagt Cyrenius: „Herr, Du bist wahrhaft der Meister der Menschheit und bist nun eine lebendigste Schule des wahren Lebens, und ich weiss nun vollkommenst, woran ich bin, und woran alle Menschheit ist. Nur das einzige geht mir noch nicht recht ein, warum ein Volk, das irgend doch ein wenig übers Sklaventum hinaus leiblich versorgt wäre, am Ende in eine völlige Lethargie übergehen müsste! Darüber möchte ich noch gerne ein erläuterndes Wörtchen aus Deinem Munde, o Herr und Meister, vernehmen!“
2. Sage Ich: „O Freund, frage die Geschichte der Völker der Erde; siehe an das alte, wohlversorgte Ägypten, siehe an Babel und Ninive, siehe an Sodom und Gomorra! Ja, siehe an das israelitische Volk in der Wüste, das Ich vierzig Jahre hindurch aus den Himmeln mit Manna versorgt habe! Und so siehe du noch eine Menge fertig gewordener Völker an, und du wirst es nur zu bald finden, wohin die leibliche Wohlversorgtheit alle diese Völker gebracht hat!
3. Siehe, zum Beispiel wird ein versorgtes Frauenzimmer am Ende nichts mehr tun, als sich putzen und schmücken den ganzen Tag über; am Ende wird sie sogar dazu zu faul und lässt sich von anderen waschen, putzen und schmücken. Aber das dauert auch nicht immer zu lange; am Ende wird solch ein verweichlichtes Frauenzimmer sogar zum Sichbedienen- Lassen zu träge und wird auf diese Weise ein förmliches Schwein, wo nicht gar ein vollkommenes Faultier, wie es deren gibt in Indien und Mittelafrika. Frage: Was ist hernach mit einem solchen Weibe etwa noch anzufangen? Welcher geistigen Bildung ist es noch fähig? Ich sage es dir: Nicht einmal zu einer Hure taugt es mehr! Das war ja auch in Sodoma und Gomorra der Fall, darum eigentlich das Volk anfing, sich mit der Unnatur zu befriedigen! – Verstehst du das?“
4. „Wahrlich“, sagt Cyrenius, „so freigebig mit der glänzendsten Weisheit warst Du meines Wissens noch kaum je! Ich muss es offen gestehen, da Du diesmal mir mehr gesagt hast als alle andern Male, in denen ich das Glück hatte, Dich zu hören. Es ist nun alles klar und sonnenhelle, was Du uns hier wahrlich aus der Wurzel der Entstehung und des Seins der Menschheit in allen ihren Verhältnissen mitgeteilt hast, – nur etwas geht mir dennoch ab; weiss ich das auch noch, dann bin ich wahrlich versorgt für die Ewigkeit! Soll ich die Frage stellen, oder liest Du sie mir schon wieder also aus meinem Herzen?“
5. Sage Ich: „Frage diesmal nur, der andern wegen, damit sie gleich anfangs auch vollends innewerden, um was es sich da handelt!“
6. Spricht Cyrenius: „Nun denn, wolle mich denn gnädigst vernehmen!“
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