Gasversorgung: Wie die USA Deutschland bedrängen (NDR I Panorama I 19.02.2019)

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Die Vereinigten Staaten sind seit 2016 größter Gasproduzent der Welt. Die industrielle Förderung von Schiefergas (shale gas) hat es möglich gemacht. Die als "Fracking" bekannte Methode ist auch unter Klimagesichtspunkten umstritten, aus amerikanischer Sicht bringt die "shale revolution" vor allem aber einen gigantischen Gasüberschuss. Die Vereinigten Staaten produzieren deutlich mehr Erdgas als sie selbst verbrauchen. Ihren Überschuss wollen sie zu Geld machen. In wenigen Jahren wollen die Amerikaner zum weltgrößten Gasexporteur aufsteigen.

Vom Überangebot an Gas auf dem Weltmarkt könnten Verbraucher in Deutschland eigentlich profitieren. Kunden könnten sich "frei" das günstigste Angebot aussuchen. Nur haben die Amerikaner, gerne Vorkämpfer des freien Marktes, beim Gas etwas dagegen. Denn beim Gas geht es auch um Macht und Einfluss. Der politische Kampf ist bis in die norddeutschen Niederrungen spürbar. Ganz offen bekämpfen die Vereinigten Staaten die Gaslieferungen aus Russland und die Pipeline Nord Stream 2. Sie drohen mit Sanktionen gegen deutsche Energiefirmen und mit Strafzöllen auf deutsche Industrieprodukte, um die Gaseinfuhr aus Russland zu torpedieren. Das Gas aus den USA hat einen Nachteil. Um es über den Atlantik zu bringen, muss das Fracking-Gas auf -162 Grad herunterkühlt und auf Spezialtanker verladen werden. Zur Zeit ist dieses Flüssiggas (LNG, "Liquefied Natural Gas") in Deutschland rund 20 Prozent teurer als russisches Pipeline-Gas.

NDR I Panorama I 19.02.2019

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