Der ungesühnte Chemiekrieg gegen Serbien: Wer verurteilt endlich die NATO? (20.04.2011)

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Achtundsiebzig Tage lang bombardierte die Nato 1999 ohne Uno-Mandat serbische Krankenhäuser, Schulen, Wasserwerke und Chemiebetriebe. Dieser erste Angriffskrieg mit deutscher Beteiligung seit 1945 führte zu einer ökologischen und humanen Katastrophe. Doch Kirchen, Umweltverbände und Bündnis 90/Die Grünen schweigen bis heute.

Der Krieg der NATO gegen das Milosevic-Regime in Jugoslawien sollte eine „humanitäre Katastrophe" im Kosovo-Konflikt verhindern - doch erschufen die NATO-Bomben auf die Chemieindustrie in Pancevo bei Belgrad eine neue menschliche Tragödie: Als Folge der zerstörerischen Luftschläge auf die Öl- und Chemieindustrie stieg die Krebsrate in der Gegend um Pancevo bis heute massiv an.

80 000 Tonnen Öl und tausende Tonnen giftiger Chemikalien verbrannten nach den Bomben der NATO - in den letzten zehn Jahren sind 329 Prozent mehr Menschen an Krebs erkrankt. „Pancevo-Krebs", zwei voneinander unabhängige Krebsarten nacheinander, diagnostizieren die Ärzte seit einigen Jahren in erschreckendem Ausmaß: Experten hatte bereits kurz nach der Bombardierung gewarnt, dass die Freisetzung mehrerer tausend Tonnen Vinylchlorid, Quecksilber, Salzsäure und anderer Gifte noch über Jahre ihre Opfer finden würden. Auf dem Friedhof in Pancevo findet man auffällig viele Gräber von 40- bis 50-Jährigen.

Mit dem NATO-Angriff begann auch der wirtschaftliche Niedergang Pancevos, vor diesem Krieg eine der reichsten Städte im ehemaligen Jugoslawien. Die Fabriken wurden nur teilweise wieder aufgebaut, viele sind heute arbeitslos. Die Bürgermeisterin Vesna Martinovic klagt in unserem Interview: "Bedauert hat die Bombardierung und die Folgen bis jetzt noch niemand - weder die NATO noch die beteiligten Länder."

ARTE I Reportage I 20.04.2011

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