Der neue Mensch | Von Wolfram Rost

2 years ago
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Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl ggf. Quellenhinweisen und Links) finden Sie hier:
https://apolut.net/der-neue-mensch-von-wolfram-rost
Die „Vierte Industrielle Revolution“ will nicht nur die Art ändern, wie wir arbeiten und uns informieren ― sie will uns selbst verändern. Exklusivabdruck aus „Schöne neue Welt 2030“.
Ein Standpunkt von Wolfram Rost.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!
Menschen sind beklagenswert unvollkommen. Die meisten finden sich mit dieser Tatsache ab. Was aber, wenn es möglich wäre, den alten Traum von einer „verbesserten“, einer sozusagen upgedateten Menschheit noch zu unseren Lebzeiten zu verwirklichen? Technische und biotechnische Neuerungen könnten schon bald in greifbare Nähe rücken, was wir bisher nur aus Science-Fiction-Filmen kennen. Wer aber bestimmt darüber, in welche Richtung der Mensch sich entwickeln soll? Klare Antwort: Klaus Schwab und sein Weltwirtschaftsforum. Und können alle von einer solchen Optimierung unser Spezies profitieren? Ebenso klare Antwort: nein. Die „Vierte Industrielle Revolution“ ist ein Projekt von Eliten für Eliten. Deren Ideal ist der „Cyborg“, eine Mischform aus Mensch und Maschine, die ― was sich schon jetzt andeutet ― ein teils digitales, teils analoges Leben lebt. Die Pandemie mit ihrer disruptiven Sprengkraft lässt Visionäre vom Schlage Schwabs nun Morgenluft wittern.
Nach Auffassung des Weltwirtschaftsforums (WEF) befinden wir uns seit der Jahrhundertwende in der „Vierten Industriellen Revolution“. Für Klaus Schwab, den Begründer und Vorstandsvorsitzenden des Forums, handelt es sich dabei um eine technologische Revolution, die mit nichts Geringerem als einem tiefgreifenden Wandel der gesamten menschlichen Zivilisation einhergeht und „die unsere Art zu leben, zu arbeiten und miteinander zu interagieren, grundlegend verändern wird“  (1). Mit dieser Revolution werde ein völlig „neues Kapitel der menschlichen Entwicklung“ (2) eröffnet.
Als besonderes Merkmal der „Vierten Industriellen Revolution“ nennt Klaus Schwab die Verfügbarkeit und Verschmelzung neuer, ganz außergewöhnlicher Technologien. Dies führe schließlich dazu, dass „die Grenzen zwischen der physikalischen, der digitalen und der biologischen Sphäre verschwimmen“ (3) werden. Das betrifft in erster Linie den Einsatz der Bio- und Neurotechnologien, der implantierbaren Technologien sowie des Internets der Körper (IoB).
Es handelt sich dabei um Technologien, die weniger auf die Umwelt des Menschen, sondern vor allem auf die Veränderung des Menschen selbst ausgerichtet sind und einen nachhaltigen Einfluss auf sein Wesen und seine Identität haben werden. Mit der „Vierten Industriellen Revolution“ ― so Klaus Schwab ― stehe uns „eine Veränderung des Menschen bevor, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben“ (4) .
Die Technisierung des Menschen
Mit kaum zu überhörender Begeisterung äußert sich Schwab über die bevorstehenden technischen Innovationen und die von ihm erwartete Technisierung des Menschen. Bald schon würde man damit beginnen, „digitale Technologien in unserem Körper zu integrieren“. Dabei könnten die neuen Technologien „buchstäblich ein Teil von uns werden“. Dies werde die Grenzen zwischen Technologien und Lebewesen auflösen. In Anspielung auf die „Cyborg“-Metapher entwickelt er seine technokratische Utopie von einem neuen Menschen und prophezeit, dass es in Zukunft „kuriose Mischformen aus digitalem und analogem Leben geben (könnte), die unser ureigenes Wesen neu definieren“ (5).
Es ist der alte Traum von einem neuen, vollkommeneren Menschen, der aus Schwabs Worten spricht. Dieser Traum hat eine lange Geschichte.
Immer wieder wünschten sich die unterschiedlichsten Denker einen perfekteren Menschen und waren zugleich von einem immerwährenden Fortschritt der Menschheit überzeugt.
Mitunter verband sich dieser Fortschrittsglaube mit einem unerschütterlichen Glauben an die Leistungen der Wissenschaft und später auch an die Möglichkeiten, die mit einer breiten Anwendung der Technik verbunden waren. Der neue Mensch der „Vierten Industriellen Revolution“ unterscheidet sich jedoch grun...

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