Die Traumtänzer | Von Roberto J. De Lapuente

2 years ago
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Den vollständigen Tagesdosis-Text (inkl ggf. Quellenhinweisen und Links) finden Sie hier:
https://apolut.net/die-traumtaenzer-von-roberto-j-de-lapuente
Nach wie vor gilt, dass die Zeiten fruchtbar für linke Politik wären, und dennoch fielen die Linken fast aus dem Bundestag — Zeit, aufzuwachen!
Ein Kommentar von Roberto J. De Lapuente.
Wohnen ist in Deutschland immer noch sündhaft teuer — sogar täglich ein bisschen mehr. Die Lebensumstände der Menschen sind teils so unterschiedlich, dass diese sich nicht mehr verstehen, sich kein Gemeinsinn mehr entwickeln kann. Wie soll auch ein Doppelverdiener mit zwei Kindern in einer Führungsposition verstehen, wie eine Hartz-IV-Familie sich durch den Alltag schleppt?
Nach wie vor müssen Millionen von Menschen in geringfügig bezahlten Jobs arbeiten, für die weder Steuern noch nennenswert Abgaben zu entrichten sind. Warum schlugen diese eigentlich typisch linken Themen nicht auf das Ergebnis der Bundestagswahl durch? Offenbar haben die Wahlberechtigten gemerkt, dass sich mit einer Gefühlslinken nichts bewegen lässt.
Kurz und gut: Wir leben in Zeiten, in denen linke Politik eigentlich gesetzt sein sollte. Insbesondere, weil sich diese kurze Aufzählung von Missständen ja beliebig verlängern ließe. Die Spaltung wächst weiter an, die Kluft zwischen Armut und Reichtum wird breiter und breiter. Eine Partei, die sich zur besseren Kenntlichmachung auch noch „Die Linke“ nennt, müsste in diesen Tagen regen Zulauf erfahren(1). Denn wir leben in sozial ungerechten Zeiten: in einem Biotop für linke Ansätze also. Wie kann man in so einem Szenario eigentlich Wählerschaft verlieren? Schlimmer noch: Wie kann es sein, dass man fast aus dem Parlament rutscht?
Die Prophetin, die im eigenen Lager nichts gilt
Was lief da denn schief? Haben die Wählerinnen und Wähler mal wieder nicht verstanden, was man ihnen da im Wahlprogramm vor Augen führte? So reden sich eigentlich alle Parteien nach weniger erfolgreichen Urnengängen ja gerne heraus: Sie schieben es auf die Begriffsstutzigkeit des Souveräns. Wäre der nur wacher, wäre er nicht so doof, hätte man Erfolge gefeiert und nicht etwa Wunden geleckt.
Und so war es auch bei den Linken, die die Welt nicht mehr verstanden. Schnell rückte Sahra Wagenknecht ins Zentrum der Kritik. Für die einen war sie diejenige, die den Kurs der Partei schon lange vorher kritisiert hat — zuletzt in ihrem Buch „Die Selbstgerechten“, in dem sie den Identitätskurs der Linken als wesentlichen Fehler ihrer Genossen heraushob. Andere drehten ihre Analyse des Wahlabends einfach um und erklärten, dass eine Partei, die öffentlich so kritisiert wird aus den eigenen Reihen heraus, sich nicht wundern dürfe, wenn sie so abgestraft würde. Wagenknecht hätte also lieber schweigen sollen und das, was sich ihr als Missstand darstellte, einfach verdrängen müssen.
Überhaupt verstehen jene, die Wagenknecht die Schuld für das Desaster geben, ganz und gar nicht, wie man auf so eine Einschätzung kommen könne. Die Partei der Linken habe schließlich ein Wahlprogramm in diese Bundestagswahl geführt, das sich sehen lassen konnte. Da ging es um den Mindestlohn, nicht unwesentlich um das Klima und auch um Mietpreise. Um Themen also, die die Menschen bewegen. Ganz falsch ist das nicht, natürlich stand das im Wahlprogramm.
Aber es ist auch nicht so, dass Wähler grundsätzlich das Wahlprogramm abrufen, wenn sie in der Wahlkabine hocken. Sie denken eher an die Auftritte und Statements von Parteiangehörigen, die erinnerungswürdig sind. An Parteivorsitzende, die sachlich ahnungslos wirken in manchem Interview, aber ganz Feuer und Flamme sind, wenn es zum Beispiel um Themen der „Wokeness“ geht.
Sie merken sich auch, wenn viele Stimmen aus der Partei lauthals kritische Bürgerinnen und Bürger als Verschwörungstheoretiker und Schwurbler diffamieren — während genau diese Leute beim Christopher Street Day ohne Maske und Abstand mit von der Partie sind und feiern oder sich aus der Ferne dieser Offenheit und Vielfalt erfreuen.
Was parallel zu diesen schlechten Auftritten im Wahlprogramm steht, interessiert die Leute herzlich wenig im Augenblick einer Wahlentscheidung.
Linke Politik ist keine Gefühlsduselei... hier weiterlesen: https://apolut.net/die-traumtaenzer-von-roberto-j-de-lapuente
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