Mit Grippe ins Krankenhaus - Wie gefährlich kann die Grippe werden? (ARD I 15.02.2017)
Die Grippe-Saison 2016/2017 ist in vollem Gange. Professor Christian Karagiannidis, Leiter der Lungenintensivstation im Klinikum Köln-Merheim, beobachtet die Zahl der Grippe-Patienten seit Jahren: "Die ganz genauen Zahlen haben wir natürlich immer erst hinterher, aber es zeichnet sich eine relativ starke Saison ab." Die Dunkelziffer weiß er, ist jedoch noch deutlich höher, als die offiziell diagnostizierten und gemeldeten Grippefälle.
Schweinegrippe: Ein Extremfall aus der Grippe-Saison 2015/16
Ein junger Mann, gerade mal 39 und Familienvater, wird in der Grippesaison 2015/16 plötzlich krank. Schnell wird klar, dass es diesmal mehr ist als eine starke Erkältung. Abends schläft er mit hohem Fieber ein. Am nächsten Morgen findet ihn seine Frau in einem gesundheitlichen so kritischen Zustand vor, dass sie schnell reagiert und ihn ins nächstgelegene Krankenhaus bringt.
Dem Patienten geht es binnen Stunden immer schlechter. Die Diagnose "Grippe" steht zu diesem Zeitpunkt zwar noch aus, da ein Test für den Virus-Nachweis rund 24 Stunden braucht, aber die Ärzte lassen den jungen Mann per Intensivtransport ins Klinikum nach Merheim verlegen, das über eine spezielle Lungenintensivstation verfügt.
ECMO übernimmt Lungenfunktion
Hier wird klar, der junge Mann ist mit dem Influenza-Virus infiziert, und zwar mit dem Typ H1N1, also die Schweinegrippe. Er ist nicht gegen Grippe geimpft und hat außerdem leichtes Asthma. Eine Blutvergiftung breitet sich in dem Körper des Grippe-Kranken aus, Multiorganversagen droht. Ein typischer Verlauf bei einer schweren Grippe-Erkrankung, sagt Christian Karagiannidis. Die Lungenintensivstation, die er leitet, ist spezialisiert auf Patienten deren Lungenfunktion teilweise ausfällt. Wenn die eigene Lunge es nicht mehr schafft, den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen, übernehmen das hier besondere Maschine für Extrakorporale Membranoxygenierung, abgekürzt ECMO. Sie reichert das sauerstoffarme Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff an und pumpt es wieder zurück. Die Lunge des Patienten wird entlastet und kann sich erholen.
Für wen ist eine Grippeimpfung sinnvoll?
Professor Karagiannidis betont jedoch, dass die meisten Krankheitsverläufe bei der Grippe nicht annähernd so dramatisch sind: "Dennoch sind besonders die chronisch Kranken, also Patienten mit Asthma und Neurodermitis oder leider auch Schwangere von den besonders schweren Verläufen betroffen", erklärt Professor Christian Karagiannidis. "Diese Gruppen können sich ganz klar durch eine Grippe-Impfung schützen."
Autorin: Britta Reinke (WDR)
ARD I I [W] wie Wissen I 15.02.2017
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