Big Pharma - GRIPPE-Impfung - Das Geschäft mit der GrippeImpfung (6min)(swrOdysso2011)

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27.10.2011
22:00 Uhr Odysso - Das will ich wissen!
Das Geschäft mit der Grippe-Impfung | SWR Fernsehen RP

Themen:

Grippeimpfung - teuer, aber unwirksam?

Die Tage werden wieder kühler und feuchter. Mit dem Herbst steht die Erkältungszeit vor der Tür. Überall wird gehustet und geschnäuzt. Gerne wird in dieser Zeit auch auf eine Grippeschutzimpfung hingewiesen. Und viele nehmen das dankbar an.
Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Zahl der Deutschen verzehnfacht, die sich gegen Grippe impfen lassen. Trotzdem kam es in den letzten Jahren immer wieder zu überdurchschnittlich starken Grippewellen.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Impfung weniger effektiv ist, als behauptet wird. Odysso hakt nach, warum das Geschäft mit der Grippe-Impfung dennoch brummt und wie es um ihre Wirksamkeit tatsächlich bestellt ist.

https://programm.ard.de/TV/Programm/Alle-Sender/?sendung=282316933971646
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https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/erkaeltung/medikamente/schutzschild-gegen-virenattacke-grippeimpfung_id_1740282.html

Grippe: Kaum Chancen gegen raffinierte Viren

Seit Mitte der 90er-Jahre hat sich die Zahl der Deutschen fast verzehnfacht, die sich gegen Influenza impfen lassen.
Trotzdem kam es in den letzten Jahren immer wieder zu überdurchschnittlich starken Grippewellen.
Bedeutet das, dass die Impfung weniger effektiv ist als angenommen?

Grippeviren sind hinterlistig, regelmäßig verändern sie ihre Oberfläche: Das Immunsystem lässt sich durch die getarnten Erreger täuschen, der Organismus infiziert sich immer wieder. „Die Gefahr, sich an Influenzaviren anzustecken, wenn beispielsweise einer in der Umgebung niest, liegt für Ungeimpfte bei 100 Prozent“, erklärt Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut.

Doch obwohl 15 Millionen Deutsche zur Impfung gegangen waren – so viele wie kaum zuvor, hatte die Grippe zuletzt 2004/2005 eine starke Saison: Nach Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) erkrankten bis zu 2,4 Millionen Bundesbürger an der Grippe. Bis zu 32 000 mussten in ein Krankenhaus.

Eine Begründung liefert Udo Buchholz vom Robert-Koch-Institut:
„15 Millionen Grippeimpfungen sind immer noch viel zu wenig, zur Risikogruppe gehören rund 28 Millionen Deutsche.“
Das staatliche Institut ist Träger der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) und beruft sich bei Veröffentlichungen auf deren Daten, zum Beispiel über die Zahl der Grippeerkrankungen.
Die Arbeitsgemeinschaft wird finanziell durch vier pharmazeutische Hersteller von Grippeimpfstoffen unterstützt.

Die Begründung der Impfkritiker lautet, dass die Immunisierung nicht so effektiv ist wie angenommen:
Obwohl die Zahl der Deutschen stark gestiegen ist, die sich gegen Influenza impfen lassen, kam es in den letzten Jahren immer wieder zu starken Grippewellen.
Und ausgerechnet Senioren und chronisch Kranke, denen die Impfempfehlungen besonders zur Immunisierung raten, profitieren am wenigsten davon.

Lukrativer MarktDas Geschäft mit der Impfung
Montag, 02.09.2013
Laut Impfempfehlungen gilt als gefährdet, wer ein geschwächtes Immunsystem hat, zum Beispiel Menschen über 60 Jahre, Patienten mit chronischen Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma oder eingeschränkter Lungenfunktion.
Darüber hinaus sollten sich Leute immunisieren lassen, die in medizinischen Berufen arbeiten.

Impfgegner wie Tom Jefferson, Koordinator für das Feld „Impfungen“ der internationalen Cochrane-Vereinigung in Rom, zweifeln aber am Nutzen der Grippeimmunisierung.
Im Fachmagazin British Medical Journal schreibt er, dass Grippeschutzimpfungen kaum oder nur geringe Effekte haben.
Zu diesem Schluss kommt der Experte, nachdem er systematische Reviews ausgewertet hatte – also Übersichtsarbeiten, die strengen wissenschaftlichen Kriterien genügen müssen und die in der Regel unter Forschern hoch angesehen sind.
Demnach profitieren ausgerechnet die Bevölkerungsgruppen, denen Experten zur Grippeschutzimpfung raten
– ältere Menschen und chronisch Kranke – nicht von der jährlichen Spritze.

Laut einer Metaanalyse schwankt der positive Effekt für Ältere von 0 bis 60 Prozent Reduktion der Gesamtsterblichkeit. Das sei überhaupt nicht plausibel, so der Experte. Die Wahrscheinlichkeit, dass ältere Menschen an einer anderen Todesursache als der Grippe sterben, sei selbst im Winter deutlich höher, als dass die Influenza sie tötet. Darüber hinaus gebe es keinen Beweis dafür, dass die Grippeimpfung für Menschen über 65 die Zahl und Dauer grippebedingter Krankenhausaufenthalte, Arbeitsausfälle oder Todesfälle beeinflusse.
Auch Asthmatiker oder Patienten mit Mukoviszidose profitierten nicht.
Lediglich für Menschen mit dem chronischen Lungenleiden COPD gab es einen positiven Effekt, so Tom Jefferson – obwohl die entsprechende Studie mit nur 180 COPD-Patienten zu klein sei, um einen wirklichen Nachweis zu liefern.

Warum trotzdem alle Jahre wieder die Impfaufrufe erfolgen, ist klar für Dr. Martin Hirte, Impfexperte und Buchautor:
„Die Pharmaindustrie hat natürlich ein großes Interesse daran, dass möglichst viele zur Impfung gehen. Dahinter steckt ein riesiges Geschäft“, sagt er.
Die finanziellen Dimensionen der Grippeimpfung sind gewaltig:
Das Paul-Ehrlich-Institut [PEI] gab bereits im Herbst 2006 für die kommende Grippe-Saison etwa 20 Millionen Impfstoffdosen frei und rechnete mit einem Anstieg auf bis zu 23 Millionen. Eine Impfdosis kostet zwischen acht und 21 Euro, dazu kommt die Vergütung, die die Krankenkassen für die ärztliche Leistung zahlen.

Unvollständiger SchutzAlte Menschen reagieren zu schwach
Ein Pieks in den Arm und ein Winter komplett ohne Husten, Schnupfen, Fieber kann kommen? Leider nein. Die Influenzaimpfung bietet weder einen hundertprozentigen Schutz gegen die Grippe, noch bewahrt sie vor anderen Erkältungsviren.

Die Grippeseren basieren auf Totimpfstoffen, die die gängigen Viren in abgeschwächter Form enthalten und selbst keine Infektion auslösen können. Bei Jüngeren bricht die Grippe nach einer Impfung zwar um 70 bis 90 Prozent seltener aus. In der wichtigsten Risikogruppe jedoch, den Senioren über 65 Jahren, liegt die Wirkung laut Angaben des amerikanischen Centers for Disease Control nur zwischen 30 und 40 Prozent.

„Der Grund dafür ist“, so Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut,
„dass die Älteren nicht so stark auf die Impfung reagieren, weil ihr Immunsystem nicht mehr so gut anspringt.“ Deshalb sind für die Grippesaison 2003/2004 speziell für Senioren zwei Impfstoffe auf den Markt gekommen. Allerdings traten durch sie sehr häufig, nämlich bei 15 bis 30 Prozent der Impflinge, Hautreaktionen an der Einstichstelle auf.

Systematisches Impfen hat Erkrankungen wie Pocken oder Polio (Kinderlähmung) in der westlichen Welt komplett oder nahezu ausgerottet.
Man spricht von der Herdenimmunität, wenn eine durch Impfung oder natürliche Infektion gewonnene Immunität zu einem Kollektivschutz führt. Das Influenzavirus ist tückisch. Ihm werden die Menschen wohl nie Herr werden, da es sich auch in Tieren, z. B. Hühnern oder Schweinen, vermehrt, seine Gestalt verändern und dramatische Gensprünge vollführen kann. Gehen die mutierten Viren dann auf den Menschen über, hat es das Immunsystem wieder mit einem unbekannten Feind zu tun.

Außerdem bringt die Immunisierung gegen die kursierenden Viren zwar für den Impfling einen gewissen Schutz, den Erreger kann er aber trotzdem weitergeben.
„Die Impfung des Einzelnen schützt die Gesellschaft nicht vor dem Grippevirus“, bedauert Impfkritiker Martin Hirte.

Da sich die Viren immer wieder verändern, muss der Impfstoff Jahr für Jahr angepasst werden. Dafür arbeiten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Nationalen Referenzzentren (NRZ) eng zusammen, um die Richtlinien für das aktuelle Influenza-Serum festzulegen. Die Trefferquote der WHO ist hoch, in den letzten Jahren stimmten die hauptsächlich vorkommenden Erreger und der Impfstoff exakt überein.

Der Impfstoff gegen die menschliche Grippe schützt nicht vor einer Ansteckung mit dem Vogelgrippe-Virus. Dazu wäre eine spezielle Impfung nötig, die genau auf das krankheitsauslösende H5N1 abzielt. Für Geflügel gibt es bereits ein Impfserum, für den Menschen noch nicht. „Das Virus, von dem wir hoffen, dass es nicht kommt, kennen wir ja noch nicht. Mit der Impfstoffproduktion können wir aber erst anfangen, wenn wir wissen, wie es aussieht. Das ist das Problem mit allen Influenza-Pandemien“, erläutert der Tropenmediziner und Infektionsforscher Bernhard Fleischer.

ImpfungRisiken der Immunisierung
Die Grippeimpfung ein Eingriff in den Körper und nicht frei von unerwünschten, wenn auch meist harmlosen Nebenwirkungen:

Am häufigsten treten allergische Reaktionen auf. Bei etwa einem Prozent der Impflinge kommt es zu Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle. Manche Patienten leiden unter leichten Allgemeinbeschwerden wie Fieber, Gliederschmerzen, Mattigkeit oder Unwohlsein.

Neben den Impfstoffen können auch die darin enthaltenen Konservierungsmittel Allergien auslösen.
Dazu gehören Formaldehyd, außerdem Thiomersal (eine Quecksilberverbindung) und Cetrimoniumbromid.
Nur eines der aktuellen Impfseren ist frei von Konservierungsstoffen.

14 Impfstoffe hat das Paul-Ehrlich-Institut für den Winter 2003/2004 zugelassen. Das Institut kontrolliert regelmäßig die Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit von Arzneimitteln auf biologischer Basis und gewährleistet den gleich bleibenden Standard der Seren. Trotzdem kam es 2002/2003 zu einer Rückrufaktion bei Ärzten und Apothekern. Der Grund: Eine Charge eines Influenzaimpfstoffs war bakteriell verunreinigt und hatte bei drei Impflingen zu schweren lokalen Infektionen geführt.

Sehr selten kommen gravierende Nebenwirkungen der Influenza-Impfung vor:
In einem von 700 000 bis einer Million Fällen kann ein Guillain-Barré-Syndrom auftreten, eine Nervenentzündung, die zu einer rasch zunehmenden Muskelschwäche,
manchmal bis hin zur Lähmung führt.

Ebenfalls sehr selten entstehen Gefäß- oder Gehirnentzündungen und bleibende Schädigungen des Nervensystems.

Lebensgefährlich ist eine Grippeimpfung für Menschen mit einer Allergie gegen Hühnereiweiß. Da die Influenzaerreger für die Seren in Hühnereiern vermehrt werden, können Spuren des Geflügeleiweißes durch die Impfung in den Organismus gelangen und dort einen schweren allergischen Schock auslösen, an dem der Patient sterben kann. Manche Impflinge entwickeln eine Allergie gegen Hühnereiweiß erst als Folge der Immunisierung.

GrippemedikamenteMittel für den Notfall
Bis vor einigen Jahren konnten Ärzte grippekranken Patienten nur helfen, indem sie ihre Symptome linderten. Es gab zwar schon ein antivirales Medikament mit dem Wirkstoff Amantadin. Doch wirkt es nur gegen Influenza-A-Viren, verursacht zum Teil schwere Nebenwirkungen und ist – wenn überhaupt – nur zur Vorbeugung bei Risikopatienten angezeigt.

Seit 1999 stehen mit den Neuraminidase-Hemmern Alternativen zur Verfügung. Die Wirkstoffe Zanamivir (Handelsname Relenza) und Oseltamivir (Handelsname Tamiflu) hindern Grippeviren daran, sich zu vermehren. Was die Hersteller als
„Durchbruch in der Grippetherapie“ anpriesen, hat die hohen Erwartungen jedoch nur teilweise erfüllt.

Neuraminidase-Hemmer verkürzen die Dauer der Grippesymptome von ansonsten gesunden Erwachsenen und Kindern lediglich um etwa eineinhalb Tage.
Laut Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind die Medikamente deshalb vor allem für die Patienten geeignet, die ein Risiko für Komplikationen haben. Denn sie minimieren die Gefahr, dass die Grippe zu Bronchitis oder Lungenentzündung führt,
um bis zu 68 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Folgeinfektion, die mit Antibiotika behandelt werden muss, reduzieren sie um etwa ein Drittel.

Voraussetzung ist allerdings, dass der Patient die Medikamente innerhalb von 48 Stunden einnimmt, nachdem die ersten Krankheitsanzeichen auftraten. Patienten, die Oseltamivir nehmen, können als Nebenwirkung unter Übelkeit und Erbrechen leiden. Nach der Einnahme von Zanamivir sind Asthma-Anfälle möglich – selbst von Menschen, die noch nie unter der Atemnot gelitten haben.
Daher sollen Asthmatiker das Medikament vorsichtig einsetzen.

Die Neuraminidase-Hemmer sind auch zur Prophylaxe zugelassen. Vorbeugend eingenommen senken sie laut RKI die Wahrscheinlichkeit, an Influenza zu erkranken, um 70 bis 90 Prozent. Somit gelten die Medikamente weltweit als Mittel der Wahl, wenn es darum geht, eine drohende Pandemie abzuwenden. Deutschland beispielsweise hält für den Notfall 16 Millionen Dosen Tamiflu vorrätig. Einige Forscher warnen davor, die Medikamente vorschnell in großen Mengen zu verordnen.
Ihrer Ansicht nach könnte der massenhafte Einsatz die Erreger resistent machen.

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