2000 Reiter - Der Blutritt von Weingarten

4 years ago

Jedes Jahr findet in Weingarten der Blutritt statt. Zu den 25 Tausend Einwohnern der Stadt Weingarten im Südosten Baden-Württembergs, gesellen sich einmal im Jahr, nämlich am Freitag nach Christi-Himmelfahrt, dem sogenannten Blutfreitag noch einmal so viel Menschen hinzu. Um sechs Uhr morgens beginnt mit einer Messe der sogenannte Blutritt. Eine Reiterprozession, die als die größte Europas gilt und zu Ehren einer Blutreliquie stattfindet. Bereits am Vortag erreichen etliche der über 2000 Reiter mit ihren Pferden, meist in ihren Blutreitergruppen aus der näheren und weiteren Umgebung von Weingarten, vorbereitete Quartiere, um morgens in der Frühe vor Ort präsent sein zu können. Andere Reiter reisen mit ihren Pferden per Pferdehänger erst in den frühen Morgenstunden an. Insgesamt nehmen 100 Blutreitergruppen teil. An die 100 Musikkapellen mit über 4.000 Mitgliedern begleiten die Reiter. Veranstalter ist die Blutfreitagsgemeinschaft Weingarten e.V. Der Blutritt ist religiöser und gesellschaftlicher Höhepunkt für Weingarten. Aus dem In- und Ausland strömen Pilger, Neugierige und Pferdefreunde in die Stadt. Die Heilig-Blut-Reliquie enthält der Legende nach, einige Tropfen Blut von Jesus Christus persönlich in einem getrockneten Lehmklumpen, der in ein mit Edelsteinen besetztes Kreuz eingearbeitet ist. Die Relique wird in einem Tresor aus Panzerglas und Stahl, in der Basilika seit 950 Jahren verwahrt wird. Einmal im Jahr, eben am Blutfreitag, wird sie hervorgeholt und von einem Mann durch Weingarten und das Umland getragen. Dieser Mann ist der eigentliche Blutreiter. Er erteilt den Segen des Heiligen Blutes für Haus, Hof und Felder. Das Pilgervolk steht üblicherweise am Straßenrand und wartet auf Erlösung. Für alle, die dran glauben, stellt die Veranstaltung sicherlich einen religiösen Höhepunkt dar. Für Tierschützer ein unnötiges Quälen von Tieren. Für Neugierige ein willkommenes Spektakel, und für Pferdefreunde, die sich hier an Pferden satt sehen können, ein einmaliges Erlebnis. Der Blutritt wurde 1529 erstmals schriftlich erwähnt und bereits damals als Brauch von alt her bezeichnet. Bis ins 17. Jahrhundert war er mit einer Abreitung der Grenzen des Gebiets von Weingarten verbunden. Die Väter ritten mit ihren volljährig gewordenen Söhnen und erteilten ihnen an markanten Punkten Ohrfeigen als Gedächtnisstärkung. Während der Kriegszeiten fiel der Blutritt aus. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er sogar ein einziges Mal verboten, von der Katholischen Kirche selbst. Man höre und staune: Sie hielt zu dieser Zeit Prozessionen und Reliquien für Aberglauben. Frauen sind als Blutreiter nicht zugelassen, außer sie verkleiden sich überzeugend als Männer. Das scheint sich an sinkenden Pferdezahlen zu rächen, da die meisten Pferdebesitzer in heutiger Zeit Frauen sind. Vor einigen Jahren waren es noch über 3.000 Pferde, die Zahlen gehen jedes Jahr weiter zurück. Am Blutfreitag beherrscht der Blutritt Weingarten. Wurstbudenbesitzer und sonstige mobile Fress- und Saufanbieter verköstigen die Massen. Wenn sich in den Mittagsstunden der Blutritt auflöst, und Blechlawinen die Stadt verlassen, befreien bereits die Kehrmaschinen die Straßen in Weingarten von den Pferdeäpfeln. Der würzige Duft dieser hängt zur Freude der Pferdefreunde noch tagelang zart in der Luft, wie ein Einwohner Weingartens auf seiner Internetseite bemerkt. Quellen: http://www.blutritt.de https://www.stuttgarter-nachrichten.de https://www.weingarten-online.de https://www.blutfreitagsgemeinschaft-weingarten.de https://de.wikipedia.org/wiki/Blutritt https://stories.schwaebische.de http://buergerwiki.net/Blutritt

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