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„Die PIEFKE-Saga“ - Teil 4 "Die Erfüllung"
Piefke Saga Teil 4: Die Erfüllung
Die Sattmanns (Karl-Friedrich, seine Frau Elsa, der Sohn Gunnar und die längst von Joe geschiedene Tochter Sabine) stehen fünf Tage mit dem Auto im Stau, um aus einem von Kriminalität und sozialen Unruhen geprägten Deutschland nach Tirol zu kommen, wo sie schon seit sieben oder acht Jahren nicht mehr waren. Sie finden ein Tirol vor, das zu den alten Traditionen zurückgekehrt zu sein scheint: herrliche Landschaften, Begrüßungsschnaps schon an der Grenze. Im Regionalfernsehen wird einmal pro Woche eine pittoreske Fronleichnamsprozession übertragen. Während in Lahnenberg viele Touristen Strandbekleidung tragen, laufen alle Einheimischen in Tracht herum; sogar die Uniformen der Gendarmerie wurden der Tracht angepasst. Der Ort ist autofrei geworden und besteht nur aus traditionellen Holzhäusern. Dafür gibt es eine U-Bahn, und die Hotels gehen viele Stockwerke in die Tiefe hinunter (mit elektronisch steuerbaren Landschaftsbildern als Fenstersimulation). Auf dem Rotterhof, der jetzt wieder wie zu Beginn des 1. Teils aussieht, verkündet eine automatische Stimme, wie viel eine Besichtigung samt typischer Jause kostet; die Landwirtschaft wird dort nur mehr als Folklore betrieben, die frisch gemolkene Milch wird weggeleert. Der alte Andrä sitzt malerisch vor dem Haus und jodelt; an seine Hochzeit mit Lena kann er sich nicht mehr erinnern. In den Bars werden künstliche Heuboden-Separees angeboten, in denen sich die Touristen sexuell vergnügen können. Hans Wechselberger hat sich mit seinem Bruder versöhnt und ist jetzt Bioberater und Direktor des biologischen Gesundheitszentrums von Lahnenberg. Dank Schneekanonen gibt es Schneelandschaften und blühende Wiesen nebeneinander, können Winter- und Sommerurlaub gleichzeitig stattfinden. Im Laufe der Handlung wird jedoch aufgedeckt, dass ganz Tirol auf Müll gebaut ist, die Bäume, die Kühe und die Rehe aus Plastik sind und die Einwohner von japanischen Wissenschaftlern zugunsten des Tourismus in seelenlose „typische Tiroler“ umoperiert wurden. Trotzdem gilt Tirol als Paradies; immer wieder fliehen Menschen aus Deutschland heimlich über die Berge dorthin. Nur Joe und Stefan Wechselberger leisten Widerstand und haben sich in den Bergen verschanzt; Herr Sattmann sen., Weltkriegsveteran und eigentlich im 3. Teil einem Herzanfall erlegen, hat sie militärisch ausgebildet. (Vermutlich wurde an seiner Stelle ein anderer in den Sarg gelegt und an ihm erste, aber noch erfolglose Versuche in Richtung Umoperierung unternommen.) Als entdeckt wird, dass die Sattmanns hinter das Komplott gekommen sind, werden sie festgenommen. Auf Wunsch des Bürgermeisters werden sie jedoch nicht erschossen, sondern zur Umoperierung ins biologische Gesundheitszentrum gebracht, wo allerdings nur Karl-Friedrich umoperiert wird. Die drei verbliebenen Sattmanns fliehen in die Berge, wo sie mit der Hilfe von Joe, Stefan und Sattmann sen. nach Deutschland gelangen wollen. Da sie Sepp Unterwurzacher, wie sich Karl-Friedrich nun nennt, mitnehmen, misslingt aber die Flucht, denn der typische Tiroler will nicht über die Grenze gehen. Später kündigt Gunnar als Tiroler für das Regionalfernsehen einen Heimatabend an. Zum Schluss lassen sich Bürgermeister Wechselberger und seine Frau freiwillig umoperieren, weil sie auch so glücklich sein wollen wie die vielen Umoperierten.
Der Gemeindesekretär und Obmann des Tourismusverbandes verbleibt als einziger „normaler Mensch“. Ihm allein ist es somit gegeben, klaren Verstandes die „Erfüllung“ der kühnsten Träume seiner Branche zu erleben: Tirol ist – mit geringen Einschränkungen – zum perfekt durchorchestrierten Urlaubsgebiet geworden. Trotz des ultimativen Triumphs der Tourismus-Maschinerie empfindet er seinen Sieg jedoch sichtlich als schal und mit bitterem Beigeschmack. Sein lustloses, geknickt wirkendes Auftreten in der Abschlussszene ist eine Reminiszenz an eine Szene ganz zu Beginn des Serienteils: Vollkommen desillusionierte deutsche Zollbeamte am Rande der totalen Apathie symbolisieren die überspitzt als menschenunwürdig porträtierten Zustände in der Bundesrepublik. Unausgesprochen steht die Aussage im Raum, dass es gerade diese widrigen Umstände sind, welche die Deutschen urlaubsreif und immun für soziale Kompetenz machen. „Die Erfüllung“ bringt die Ironie auf, dass es im „heiligen Land Tirol“ um nichts menschlicher zugeht – einzig die Bewohner vermögen die Illusion von der heilen Welt überzeugend aufrechtzuerhalten. Hierin ist auch Mitterers Abschlussbotschaft zu suchen: Das vom Fremdenverkehr angestrebte Paradies beruht auf der Entmenschlichung und Ausschlachtung der einheimischen Bevölkerung.
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