Der Weltwächter | Von Tom-Oliver Regenauer

2 months ago
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Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl. ggf. Quellenhinweisen und Links) finden Sie hier: https://apolut.net/der-weltwaechter-von-tom-oliver-regenauer
Der Big-Tech-Mogul Peter Thiel vereinigt so viel Macht auf sich wie kaum ein zweiter Mensch. Mit Palantir hat er für Militär, Geheimdienste und Konzerne ein alles ein- und vorhersehendes Überwachungssuperwerkzeug geschaffen.
Ein Standpunkt von Tom-Oliver Regenauer.
Nicht wenige halten ihn für den mächtigsten Unternehmer im Silicon Valley. Andere gar für einen der einflussreichsten Menschen der Welt. Er gründete PayPal, finanzierte Facebook und Clearview AI, ist Mitglied im Führungsstab der Bilderberg-Konferenzen und schuf mit Palantir den Spionagekonzern, der die unheilige Allianz von Big Tech und Big Brother auf ein neues Level hob. Er ist ein skrupelloser Kartell-Kapitalist, der totalitaristischen Machtanspruch hinter libertären Phrasen verbirgt. Hat Peter Thiels Biograf demzufolge recht, wenn er sagt, dass wir uns vor der Macht von Peter Thiel fürchten sollten?
Da sitzt der Mann am 16. August 2024 über drei Stunden lang im reichweitenstärksten Podcast der Welt, bei einem vermeintlich kritischen Geist — Joe Rogan —, und muss keine einzige Frage zu Palantir beantworten. Oder zu seiner Rolle im Steuerungskreis der Bilderberg-Konferenzen. Ganz zu schweigen von Thiels unsäglichen Versuchen, den Skandal um Jeffrey Epstein im Verlauf des Gesprächs zu marginalisieren. Unter anderem, indem er dessen unzählige Opfer als „minderjährige Mädchen“ bezeichnet — obwohl viele davon Kinder waren. Manche gerade einmal acht Jahre alt. Oder indem er, danach gefragt, wann man denn endlich die wahren Ausmaße von Epsteins dunklem Treiben nachvollziehen könne, lapidar entgegnet, dass man bis dato ja auch nicht wisse, was in puncto John F. Kennedy wirklich passiert war und die entsprechende Aufklärung wohl noch etwas auf sich warten lassen dürfte. Wer also bisher den Standpunkt vertrat, Joe Rogan sei an Wahrheitsfindung interessiert oder betreibe Journalismus, wurde spätestens am 16. August diesen Jahres eines Besseren belehrt.
Rogans Konversation mit Thiel war ein peinlicher PR-Auftritt. Und das nicht nur aufgrund von Thiels gefärbten Haaren. Siehe Kommentare unter dem entsprechenden Video. Der Podcast ist als Image-Design-Event für jemanden zu werten, dessen Protegé — JD Vance — unlängst von Donald Trump zum Kandidaten für die US-Vize-Präsidentschaft nominiert wurde. Dabei hätte es nur fünf Minuten und einer beliebigen Suchmaschine bedurft, um sich adäquat auf diese Unterredung vorzubereiten und Thiel wenigstens die oberflächlich brennenden Fragen stellen zu können. Vielleicht wollte oder konnte Rogan das aber auch gar nicht. In Anbetracht von Thiels Machtfülle wäre das kaum verwunderlich. Aber fangen wir vorne an.
Der am 11. Oktober 1967 in Frankfurt am Main geborene Thiel wanderte ein Jahr nach seiner Geburt mit seiner Familie in die USA aus. Bevor sie sich 1977 in Kalifornien niederließen, lebten die Thiels zeitweise in Südafrika und Namibia. Der junge Peter wechselte demzufolge häufig die Schule. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit Computerspielen und Science-Fiction-Literatur. Sein Lieblingsautor ist J. R. R. Tolkien, dessen Klassiker „Herr der Ringe“ er nach eigenen Angaben mehr als zehn Mal gelesen hat. Obwohl er während seiner Schulzeit als Mathe-Ass von sich reden machte, studierte er an der Stanford University zunächst Philosophie. Anschließend schrieb er sich an der Stanford Law School ein, wo er 1992 den Juris Doctor erlangte. Mit diesem Abschluss in der Tasche arbeitete er zunächst für einen US-Bundesrichter, danach für eine Anwaltskanzlei in New York. Doch schon nach wenigen Monaten im juristischen Betrieb heuerte Thiel bei der Großbank Credit Suisse an, wurde Derivate-Händler. Im Jahr 1996 kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er seinen ersten Anlagefonds Thiel Capital Management gründete — das Unternehmen, bei dem Eric Weinstein, der Bruder des Evolutionsbiologen und Mainstream-Resistance-Podcasters Bret Weinstein — als Managing Director beschäftigt ist.
Ab der Gründung seines ersten Fonds ging es steil aufwärts für den Exildeutschen. 1998 gründete er zusammen mit Max Levchin und Luke Nosek den Zahlungsdienstleister PayPal, den Thiel als CEO leitete, bis das Unternehmen 2002 für eineinhalb Milliarden US-Dollar an eBay verkauft wurde. Der Tech-Unternehmer galt seinerzeit als „der Pate“ der „PayPal-Mafia“, einer illustren Gruppe von Silicon-Valley-Entrepreneuren, de...

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