Adieu! la fleur de ma jeunesse ...

2 months ago
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Alt wird man von allein, aber Alter führt nicht zwangsläufig zur Weisheit, obwohl die Dinge recht einfach liegen. Die Formen und Institutionen ändern sich über die Jahrtausende, doch das Schema bleibt immer dasselbe. Man kann es zu jeder Zeit im System der Herrschenden wiederfinden.

‘… In Rom der Ketzer, Simon genannt,
Der alles hat in seiner Hand.
Hier siehst du, wie man Schimpf und Spott
Mit Christo treibt, dem wahren Gott;
Wie man des Papstes Gaunerei,
Die er so trotzig übt und frei,
Ein heilig Ding noch nennen muß
Und ihm entbieten Gruß und Kuß.
Hier siehst du, wie die Welt, verblendet,
All Ehrbarkeit zur Unehr wendet,
Wie Rom tut lügen mehr und mehr
Und heißt dies nennen: Göttlich Lehr.
Hier siehst du, wer Deutschland beraubt
Und stets nach Pfennigen bei uns klaubt,
Hier siehst du, mit was Kunst und List
Die Welt bisher betrogen ist:
Wie unterm Schein der Geistlichkeit
Man je getrieben Üppigkeit,
Und Fallen listig uns gestellt,
Darin manch Frommer ihnen fällt.
Hier stehst du, daß an keinem Ort
Geringrer Glaube herrscht, als dort
Im heutgen Rom, das man wohl kennt
Und dennoch Haupt der Kirche nennt,
Hier siehst du, wie manch heilig Gesetz
Muß weichen vor des Papsts Geschwätz,
Das nur gerichtet auf Betrug.
Mehr schreibt man davon, als genug.
Hier siehst du, wie behandelt Gott,
Der oft muß leiden Zwang und Not,
Wenn nur der Papst einheimst Gewinn;
Er gibt ja selbst den Himmel hin,
Verkauft ihn um der Amen Geld,
Drum alle Redlichkeit zerfällt ...‘

(Ulrich von Hutten / 1488-1523)

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