Gewetzte und gezückte Messer gegen Juden in Zürich
Nichts ist schlagzeilenträchtiger als Geschichten rund um Juden, wenn sie mit Mord und Totschlag verknüpft sind. Ein wohliges Schaudern beschleicht einen, da man die jüdische Historie ohnehin – gemeinläufig – zumeist in den Kontext von Holocaust und Wiederauferstehung des staatlich jüdischen Gemeinwesens stellt. Dass die Verlaufslinien des Judentums nicht nur von geistigen Höhenflügen, sondern auch von nachhaltigster Degradierung, Dämonisierung und Anwendung doppelter Standards geprägt sind, ist nicht neu. Heute gilt als internationale Begriffsdefinition, wenn letztere Elemente ineinandergreifen. Doch gemach: Müssen unlautere Verhaltensmuster wie beleidigendes Niedermachen, rassistisches Gehabe, Ausschliessung von gesellschaftlichen Rechten zwangsläufig immer mit einem Schwerthieb, einem Pistolenschuss oder Rammen eines Schlachtmessers in den Leib zum bitteren Ende eines jüdischen Menschenlebens führen? Nicht zwingend! In der Vor-Nazizeit gab es einen Numerus Clausus für Juden an der Universität, es gab speziell lange Militärdienste (im zaristischen Russland), Berufsausübungs-, Wohnsitz- und Reiseverbote, Sondersteuern oder Einschliessung in Ghettos. Dergestalt lebte man sehr unbequem und verfemt von der Gesellschaft. Doch man wurde nicht zwingend ermordet, ausser eine von der Kirche oder Kosakenhorden aufgehetzte Meute wurde in einen Blutrausch versetzt. Heute haben wir es mit einer neuen Dimension zu tun – mit einer ständigen, unausgesprochenen Bedrohungslage. Nach dem Mordversuch an einem Zürcher Juden muss man nicht nur mit Nachahmungstätern rechnen, sondern sich ständig gewahr werden, dass überall Mörder einem jüdischen Opfer auflauern. Die wohlgeformtesten Betroffenheitsbekundungen von der Politik sind nichts wert, weil das zumeist religiös begründete Ansinnen von in der Regel orientalischen Männern, einem religiös konnotierten Befehl Folge leisten zu müssen, sich nicht rhetorisch aus den Köpfen hinaus transportieren lässt. Es gibt zunehmend soziale Zwänge auch in der Schweiz, die in den noch nicht so stark, dennoch in Konturen bereits sich ausbildenden Parallelgesellschaften zum Ausdruck kommen. Ein namens religiöser Anleitungen zum selbstaufopferungswilligen Shahid (Märtyrer) sich entwickelnder oder sich berufen fühlender Jugendlicher dürfte nicht so selten vorzufinden sein. Beeinflussungen radikaler Natur sind potenzielle Übeltäter nicht nur in ihren Clans im heimischen Umfeld, sondern auch in den Moscheen ausgesetzt. Nicht umsonst werden gewisse islamische Gotteshäuser vom Schweizer Nachrichtendienst argwöhnisch beäugt. Hassprediger sind allerdings auch auf offener Strasse als Referenten vor etlichen Demonstrationszügen schon auszumachen gewesen. „Intifada bis zum Sieg!“ oder „Free Palestine from the River to the Sea“-Parolen lassen sich zwar schöngeistig kaschieren. Doch in den propalästinensischen Sprechchören wird weniger die Empathie für die in den Augen der Demonstranten unterdrückten Glaubensbrüder im Gazastreifen wiedergegeben, sondern vielmehr der Hass auf den Kollektivjuden Israel. Die schweizerische Politik und das Rechtswesen werden schnell umdenken müssen, damit dieser vorsätzliche Mordanschlag gegen einen zufällig ausgewählten Juden nicht zum Beginn eine Serie entsprechender Anschläge mutiert. Der Ruf Zürichs als sichere Stadt hat bereits enormen Schaden genommen.
© (2024) Pressebüro Infogold
Ronaldo Goldberger, Freier Journalist BR
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