Podoljaka: Awdejewka wird fallen – das wissen auch die Ukrainer

7 months ago
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Erkenntnis und Einsicht – es gibt sie auch auf Kiews Seite des Ukraine-Krieges. So etwa zu Awdejewka, der Stadt nahe Donezk, die das ukrainische Militär in einen befestigten Raum verwandelt hat: Mittlerweile richten die dort dienenden ukrainischen Soldaten Videobotschaften an ihr Kommando, dass dessen Durchhaltebefehle schlicht nicht auszuführen seien. Als einen Grund dafür nennt Juri Podoljaka in seiner Analyse vom 10. November 2023 die erfolgreiche Taktik der russischen Streitkräfte, die sie noch vor einigen Monaten im Raum Kupjansk ganz im Norden der Front erfolgreich erprobt haben: intensive Artillerievorbereitung und Luftangriffe auf ukrainische vorderste Stellungen vor deren Erstürmung durch Bodentruppen. Dies hat den russischen Truppen ermöglicht, den nördlichen Teil ihrer Zangenbewegung um Awdejewka nach Westen auszudehnen, wo Kämpfe um die auf einem Wasserscheidekamm gelegene Ortschaft Stepowoje bevorstehen.

Andererseits konnte Russlands Militär auch südwestlich der Stadt Geländegewinne verbuchen, die deren operative Einkesselung immer undurchdringbarer machen: Ukrainische Artilleristen in Awdejewka scheinen an Munitionsengpässen zu leiden, so der Journalist mit Verweis auf seine Quellen an der Front.

Auch im Raum Artjomowsk, der ebenfalls zur russischen Volksrepublik Donezk gehört, zwingt der Druck seitens des russischen Militärs die ukrainischen Einheiten zum langsamen Rückzug.

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf, dafür vermittelt er anhand von Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten. Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an. Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

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