Die Gigue von Karl Heinrich Graun

8 months ago
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So früh stirbt Graun! So bald verläßt die Seinen
Der Vater unsrer Harmonie!
Um dessen Grab die Musen Thränen weinen,
Graun, unser Liebling stirbt so früh!

Wenn er im Schmerz der klagenden Cantate
Die Violine wimmern ließ,
Und jeder Strich, der sich der Seite nahte,
Das Herz mit einem Dolch durchstieß;

Wenn, um den Tod des Ewigen zu feyern,
Der Ton der Orgel zitternd klang,
Und Gottes Sohnes Leiden zu erneuern,
Die Kunst recitativisch sang;

Wenn Gottes Pracht in dem Te Deum tönte,
Von allen Lippen überfloß,
Sie zu dem Chor der Seligen gewöhnte,
Und Andacht in die Herzen goß;

Wenn die Musik mit feurigen Gedanken
Begeisternd im Concert gestrahlt,
Und wenn ein Lied, in minder Schweren Schranken,
Den jugendlichen Scherz gemahlt;

Wenn seinem Wink im Wettstreitsaal der Künste,
Der Tonkunst, neues Lob gebahr:

Dann riß er den, der sonst nicht fühlen konnte,
Zur heftigsten Bewunderung hin;
Und der sich sonst mit Regungen verschonte,
Ward hier Gefühl und lauter Sinn.

Wer will um den nicht patriotisch klagen,
Den Friedrich, den die Welt geehrt!
Zu seinem Ruhm wird noch die Nachwelt sagen:
Ja, Graun, du warst der Thränen werth!

Klagt dich der Held, so fließt dein Lob geschwinder
Von jedes Kenners Mund herab.
Die Grazien, der Tonkunst holde Kinder,
Streun treue Blumen auf dein Grab.

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