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Du kannst nur geben, was du zuvor von Mir erhalten hast
DAS GROSSE EVANGELIUM JOHANNES – Band 10, Kapitel 43 & 44
Von Jesus Christus geoffenbart durch das Innere Wort an Jakob Lorber
Das Frühstück der Veronika
1. Wir aber gingen in das Speisezimmer, in welchem Mir des Hauptmanns Tochter mit der grössten Freundlichkeit entgegenkam und Mir dankte für die Gnade, dass sie noch einmal würdig sei, Mich zu sehen und Mir die von ihr bereiteten Speisen zum Genusse vorzusetzen.
2. Ich belobte sie und setzte Mich zum Tische, und die Tochter setzte Mir in einer goldenen Schüssel mehrere bestbereitete Fische vor und ein weissestes Weizenbrot und den Goldbecher voll Weines. Für die andern aber ward ein ganzes Kalb gebraten und in mehreren Schüsseln vor die Jünger gesetzt.
3. Für den Hauptmann, für die auch anwesenden Unterdiener und für das Weib und die Tochter aber ward nach der Römer Sitte gekochtes Rindfleisch samt der sehr würzig duftenden Brühe aufgetragen. Und allen schmeckte das Morgenmahl überaus gut, und mit dem Wein und Brot wurde nicht gespart.
4. Mich fragte die Veronika, ob Mir die von ihr bereiteten Fische wohl schmeckten.
5. Und Ich sagte: „Siehe her, ob Ich etwas in der Schüssel gelassen habe! Eine jede Speise schmeckt Mir wohl, die Mir die Liebe der Menschen bereitet; und du hast für Mich diese Fische edelster Sorte aus dem Galiläischen Meere mit dem Feuer deiner Liebe bereitet, und sie haben Mir darum denn auch überaus wohl geschmeckt!
6. Ich hätte zwar nicht nötig, bei euch Menschen die Kost für Meinen Leib zu nehmen; aber Ich nehme sie dennoch aus Liebe zu ihnen. Denn sie können Mir ja nichts geben, was Ich ihnen nicht zuvor gegeben habe; aber so sie es Mir mit wahrer Liebe wiedergeben, was Ich ihnen zuvor gegeben habe, so nehme Ich es auch also mit aller Liebe und rechten Herzensfreude an, als hätten sie es Mir wie von ihrem Eigentume dargebracht.
7. Das gilt aber auch, so du Mir zuliebe einem armen Menschen etwas gibst; denn was jemand aus wahrer Liebe zu Mir und daraus auch zum Nächsten eben einem Bedürftigen tut, das nehme Ich ganz also, als hätte er es Mir Selbst getan, und Ich werde es ihm vergelten hier und jenseits.
8. Diese Meine Worte merke dir recht wohl und tue danach, so wirst du stets Meiner vollen Liebe gewärtig sein! Aber du hast ja auch einmal derlei Fische sehr gerne gegessen; warum hast denn du heute nicht auch für dich welche bereitet?“
9. Sagte die Veronika etwas verlegen: „Ja, Herr und Meister, ich hätte das schon getan; aber es fanden sich in unseren Fischbehältern keine mehr vor, und selbst diese Dir dargebrachten vier müssen durch ein Wunder hineingekommen sein! Denn unser Speisediener sagte mir das selbst, als ich ihn um Fische fragte, und er meinte, dass gar keine darin sein würden; da er aber dennoch nachsehen ging und diese Fische darin fand, da auch eben sagte er: ,Wahrlich, das ist ein Wunder; denn ein paar Monde lang sind schon keine Fische mehr darin zu sehen oder wahrzunehmen gewesen!‘ Und ich glaube das dem Diener, da ich ihn noch nie bei einer Lüge ertappt habe; und so sind diese Fische wahrlich auch ein Wunder, und ich habe Dir, o Herr, demnach wahrlich auch nur das gegeben, was Du mir zuvor gegeben hast!“
10. Sagte Ich: „Meine liebe Veronika, es mag sich mit deinen Fischen schon also verhalten zum Teil, wie du nun glaubst; denn Meine Gabe sind sie in jedem Fall, wenn auch hier eben keine gar so wunderbare, wie du das behauptet hast. Euer Fischbehälter ist schon sehr alt und hat mehrere Winkel, in denen sich derlei Fische ganz wohl auf eine längere Zeit verstecken können und dann zu einer gewissen Zeit wieder zum Vorschein kommen, was denn auch mit deinen Fischen der Fall war; aber dass sie sich eben bis auf diesen Tag verkrochen haben und sie niemand finden konnte, das war so Mein Wille.
11. So du aber eine Liebhaberin von derlei Fischen bist, da sende einen Diener zu eurem Fischbehälter, und es werden sich sicher noch welche vorfinden! Und haben sich welche vorgefunden, so bereite du sie zum Mittagsmahl für Mich, dich und auch für die andern! Wir werden alle genug haben.“
Kapitel 44 – Die grosse Bedeutung der Lehre des Herrn gegenüber Seinen Taten
1. Als die Veronika, der Hauptmann und sein Weib und seine Unterdiener solches von Mir vernommen hatten, da gingen sie, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schnell zu dem sich in der Nähe neben einer Brunnquelle – die auf dem Grunde des Wirtes sich befand – befindlichen Fischbehälter, den der Hauptmann in Pacht hatte, da der Wirt ohnehin nie mit Fischen versehen war, und fanden den ganzen Fischbehälter voll der edelsten Fische.
2. Voll Staunens kamen alle bald wieder zurück und sagten: „O Herr und Meister in Deinem Geiste schon von Ewigkeit! Das ist wohl ein ganzes Wunder, und wir alle sehen es jetzt klar ein, dass kein Mensch auf der ganzen Erde Dir etwas geben kann, das er zuvor nicht von Dir erhalten hätte. Dir allen Dank für diese Gabe, wie auch für jede andere; denn Du allein bist wunderbarst der ewige Geber aller Gaben, und wir nur zu oft undankbarsten Menschen sind die Hauptempfänger! Darum Dir allein alle Ehre, alles Lob, aller Preis und alle unsere Liebe!“
3. Sagte Ich: „Nun, nun, es ist schon ganz gut und recht also; machet davon vor den Menschen aber dennoch keinen Lärm!“
4. Sagte der Hauptmann: „Herr, wir werden niemals gegen Deinen Willen etwas tun und unternehmen; doch das erlaube mir, dass ich davon an viele meiner Freunde in Rom einen Geheimbrief senden kann, – denn solche Dinge sollen vor den mir bekannten helleren Menschen nicht verborgen bleiben!“
5. Sagte Ich: „Freund, für Rom ist schon gesorgt, und dein Freund Agrikola, nebst mehreren seiner Gefährten, kennt Mich noch um vieles besser denn du nun; aber für diese dir untergebene Gemeinde magst du wohl in Meinem Namen sorgen, und Mein Lohn für dich wird nicht unterm Wege verbleiben!
6. Redet aber auch da nicht zuviel von Meinen besonders gewirkten Zeichen, aber dafür desto mehr von Meiner Lehre, durch welche alle Menschen zum ewigen Leben in Meinem Reiche berufen sind! Denn durch Meine Wundertaten allein wird niemand selig, sondern nur, so er an Mich glaubt und nach Meiner Lehre lebt und tut.
7. Durch Meine Zeichen kann ein Mensch wohl zum Glauben an Mich genötigt werden – was für seine Seele von keinem grossen Nutzen ist –, wer Mich aber aus Meinen Worten erkennt, an Mich glaubt und nach Meiner Lehre lebt und handelt aus seinem ungezwungenen, völlig freien Willen, der steht in Meinem Reiche um vieles höher als der, welcher durch Meine Zeichen zum Glauben an Mich und Meine Lehre ist gezogen worden. Das merket euch wohl und machet kein zu grosses Aufheben von Meinen Zeichen!
8. In dem der Geist der Wahrheit vorherrschend ist, der wird die Wahrheit Meiner Worte auch ohne irgendwelche äusseren Zeichen erkennen und wird in dieser Wahrheit vollends frei werden und alle Knechtung von sich weisen.
9. Meine Lehre wird bleiben und ewig nimmerdar vergehen; aber alle Zeichen, die Ich gewirkt habe und noch wirken werde, werden nur mit der Zeit gleich also wie eine andere geschichtliche Erzählung sich zum grössten Teil von Mund zu Mund mit manchen Umgestaltungen und Verfälschungen hie und da erhalten und in der späteren Zeit bei den aufgeklärteren Menschen wenig oder auch gar keinen Glauben finden. Doch aus der reinsten Wahrheit Meiner Lehre werden die Menschen auch in den spätesten Zeiten leicht innewerden, wer Der war, der sie den Menschen gegeben hat. Darum machet auch nun schon nicht zu viel Aufhebens von Meinen Taten, ausser von jenen Meiner Liebe!“
10. Das machte eine gute Wirkung bei den Römern, die sonst wohl auf die Zeichen und Wunder die grössten Stücke hielten, aber durch diese Meine Belehrung zu einer ganz anderen und besseren Ansicht gekommen sind.
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