Todesfurcht & Unsterblichkeit der Menschenseele ❤️ Das Grosse Johannes Evangelium durch Jakob Lorber

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DAS GROSSE EVANGELIUM JOHANNES Band 6 – Kapitel 67 – 68
Von Jesus Christus geoffenbart durch das Innere Wort an Jakob Lorber

Jesus erklärt… Die Unsterblichkeit der Menschenseele und die Ursache der Todesfurcht

Kapitel 67 – Die Unsterblichkeit der Menschenseele

67,1. Sagte der Wirt: „Ich habe zwar auch schon über vieles aus Deinem göttlichen Munde Belehrungen empfangen, aber dennoch hätte ich noch so manche gewichtige Frage im Hintergrunde. Eine darunter kommt mir aber als für das Leben von der grösseren Wichtigkeit vor, und so es Dir genehm wäre, möchte ich die Frage wohl gerne von Dir beantwortet haben!“

67,2. Sagte Ich (Der Herr): „Wie klingt denn hernach deine Frage?“

67,3. Sagte der Wirt: „Also, Herr und Meister: Siehe, der Mensch weiss es recht gut, das heisst durch Lehre, dass seine Seele, von der man auch keinen so ganz rechten Begriff hat, unsterblich ist; aber bei allem noch so festen Glauben mischt sich darunter dennoch stets das bittere Gefühl des gänzlichen Absterbens und endlichen vollen Vergehens und Verschwindens aus der Reihe der lebendigen und ihrer selbst bewussten Wesen.

67,4. Mit dem Gedanken des Seins in und über dem Grabe kann man sich selbst bei dem besten Willen nie derart befreunden, dass das Herz darüber eine Wonne empfände, sondern es erschaudert stets von neuem darüber, weil ihm eben in diesem wichtigsten Punkte trotz aller noch so energischen Mühe von gar keiner Seite her ein Licht werden will.

67,5. Weil aber eben der Tod und das Grab des Menschen bitterste Gedanken sind, und weil darüber kein haltbares Licht von irgendwoher zu erhalten ist, so ist es so manchem Menschen wahrlich nicht zu verargen, dass er sich in allen Taumel der Welt hineinstürzt, um diese schwarzen Gedanken in sich zu übertäuben. Also über diesen höchst wichtigen Lebenspunkt wäre so ein rechtes Licht aus Deinem Munde, o Herr, wahrlich etwas höchst Notwendiges! Denn was nützen dem Menschen auch die allerweisesten Lehren, wenn er das Leben der Seele nach dem Tode nicht als völlig klar in seinem inneren Lebensbewusstsein besitzt?! Man befolgt wohl die Gesetze und die Lehren, aber mehr der äusserlichen, bürgerlichen Ordnung denn irgendeiner sicheren Gewinnung des Ewigen Lebens wegen.

67,6. Ich bin nach Möglichkeit doch noch einer der treueren Befolger der Satzungen Mosis und habe über geistige Dinge stets am liebsten und am meisten mit den triftigsten Weisen aller Nationen verkehrt, und sie alle wussten am Ende über den fraglichen Punkt nicht mehr zu sagen denn ich selbst. Die Römer sagen, und mit ihnen auch die Griechen: ,Das ist eben der verhängnisvolle Schleier der Isis, den bis jetzt noch kein Sterblicher gelichtet hat!‘ Ja, das ist recht schön gesagt, und es liegt auch sehr viel Wahrheit darin; aber sie nützt uns leider nichts! Denn der Tote fühlt, hört und sieht nichts mehr, und wir, die wir noch an diesem Leben nagen wie die Würmer an einem faulen Stück Holz, sehen, hören und fühlen von dem Verstorbenen auch nichts anderes mehr als seinen toten und stinkenden Leib, der wenige Jahre darauf zu Staub und Asche wird. Also, Herr und Meister, der Du das Leben selbst bist nach Deiner Lehre, gib mir und eigentlich uns allen darüber ein unzweifelhaftes Licht, darum ich Dich sehr bitte! Denn wahrlich, mit dem finsteren Gedanken an den Tod, an das Grab und an die Vernichtung möchte ich kein Jahr mehr gemeinschaftlich leben!“

67,7. Sagte Ich: „Ja, Mein lieber Freund, deine Frage ist ganz gut gestellt, und es leuchtet aus ihr ein menschliches Bedürfnis ersten Ranges hervor; aber dir darüber eine derartige Belehrung zu geben, dass du das ewige Leben deiner Seele durch ein entschieden klarstes Bewusstsein in dir fühltest, ist eine ganz überaus schwierige Sache! Denn sieh, Ich bin ja eben darum in diese Welt gekommen, um den Menschen dadurch das volle Innewerden des ewigen Lebens zu verschaffen, wenn er vollkommen nach Meiner Lehre lebt und handelt! Kennt aber ein Mensch Meine Lehre nicht, oder – so er sie auch kennt – lebt er aber dann dennoch nicht danach, so kann er zu diesem inneren Lebensbewusstsein auch nicht gelangen, weil Ich allein der Weg und die Türe dazu bin.

67,8. Du siehst an einem Baume die Blüte; aber von der werdenden Frucht ersiehst du während der Blütezeit wenig oder nichts. Erst wenn die Blüte abgefallen ist, wird ein ganz kleiner Fruchtansatz bemerkbar. Aber in der Frucht muss ja auch der Same mit dem Lebenskeime erwachsen; wo aber ist der noch im ersten kleinen Fruchtansatze zu bemerken?! Da scheint noch alles ein und dasselbe zu sein. Die Fähigkeit ist wohl schon darin, aber du vermagst sie noch lange nicht von all den andern leblosen Teilen zu unterscheiden, in denen kein Lebenskeim reift. Wenn aber die Frucht die völlige Reife erlangt, dann wirst du ganz leicht und ohne alle Mühe das Samenkorn entdecken.

67,9. Und siehe, nahe also ist es auch mit dem vollen und klaren Seelenlebensbewusstsein im Menschen! Solange der Mensch solches nicht in sich hat, so lange ist die Seele in ihrem Leibe noch nicht unterscheidbar von dem Fleische lebensreif. Sie ist noch zu sehr und zu eng verbunden mit dem Fleische und kann in sich denn nicht viel anderes fühlen und wahrnehmen als eben das Los ihres Leibes, – und selbst die besten Erklärungen können der noch lebensunreifen Seele das innere, völlig reife Lebensbewusstsein nicht geben.

67,10. Hat aber einmal durch die eigene Tätigkeit nach Meiner Lehre eine Seele die besagte Lebensreife erreicht, dann ist ihr jeder weitere Beweis dafür ganz unnotwendig. Oder bedarfst du wohl dafür eines Beweises, dass du nun naturmässig in deinem Leibe lebst? Sicher nicht, und du müsstest jedem ins Gesicht lachen, der sich’s vornähme, dir zu beweisen, dass du nun im Leibe lebst, dich bewegst und nach allen Richtungen hin tätig sein kannst. So du aber in einem tiefen Schlafe daniederlägest, könnte dir da ein noch so triftiger Beweis dafür, dass du noch lebst, etwas nützen, da du ihn gar nicht zu vernehmen imstande wärest?!

67,11. Siehe, auch ein jedes Tier hat eine Seele, deren Sein eben auch ein geistigsubstantielles und somit unzerstörbares sein muss, da es sonst den Tierleibesgliedern keine Bewegung geben könnte! Gehe aber hin und erkläre es einem Tiere, was seine Seele ist, und wie es lebt allein durch die Seele! Würde ein Tier wohl verstehen, was du zu ihm gesagt hättest? Sicher ebensowenig, als wenn du solches zu einem Steine geredet hättest! Warum aber versteht das Tier solches nicht, und warum hat es nicht Worte, um seine Empfindungen einem andern Geschöpfe mitzuteilen?

67,12. Siehe, eine Tierseele ist notwendig noch zu tief in ihr Fleisch eingegraben und empfindet ausser dem Bedürfnisse ihres Leibes nahezu nichts! Will jemand ein Tier zu einer ganz einfachen Arbeit abrichten, so muss er sich viele Mühe nehmen, um eine Tierseele aus ihrem Fleische insoweit zu wecken, dass es dann versteht, was der Mensch von ihm will.

67,13. Glaubst du aber, dass es Menschen gibt, deren Seelen eben nicht gar zu weit über den Tierseelen stehen, ja manchmal von ihnen sogar augenscheinlich übertroffen werden? Nun, solche Seelen durch Worte zu einem inneren Lebensbewusstsein schon diesseits zu bringen, wäre eine völlig vergebliche Arbeit und Mühe! Es genügt hier für solche Menschen schon ein blinder und stummer Glaube, dass ihre Seelen nach dem Tode des Leibes fortleben und dort entweder einen Lohn oder eine Strafe zu erwarten haben, auf dass sie sich dadurch in irgendeine gesetzliche Ordnung, wie der Ochse in sein Joch, fügen. Alles Weitere muss für einen andern Lebenszustand aufbewahrt werden.

67,14. Ein Tier kann nur durch allerlei schmerzerregende Zucht in eine brauchbare Tätigkeitsintelligenz gebracht werden, – ebenso ein ganz gemeiner Weltmensch, dessen Seele nur nach der Befriedigung der Leibesbedürfnisse strebt, aber bis auf die Wortbefähigung vor einer Tierseele nahezu nichts Erhebliches aufzuweisen hat.“

Kapitel 68 – Die Ursache der Todesfurcht

68,1. (Der Herr:) „Dass aber Menschen wie du es bis jetzt von dem Fortleben der Seele nach des Leibes Tode zu keinem bestimmten Bewusstsein haben bringen können, davon habe Ich dir den Grund bereits gezeigt, und du wirst ihn auch eingesehen haben; aber die Furcht vor des Leibes Tode liegt eigentlich nicht so sehr in dem unbestimmten Bewusstsein des Lebens der Seele nach dem Abfalle des Leibes, als vielmehr in der Liebe zur Welt und in der Selbstliebe. Durch diese beiden Liebearten wird die Seele stets mehr und mehr in ihr Fleisch vermengt, und die Folge davon ist, dass sie eben dadurch das Gefühl des Sterbens, Vergehens und Aufhörens stets mehr und mehr zu ihrem eigenen machen und übergehen muss in allerlei Angst und Furcht.

68,2. Siehe, die Urväter der Menschen dieser Erde hatten keine Furcht vor dem Tode des Leibes, sondern oft nur eine Sehnsucht danach, dass sie befreit würden von dem gebrechlich gewordenen Leibe! Sie hatten ob ihres Gott wohlgefälligen Lebenswandels von Zeit zu Zeit helle Blicke und Gesichte ins Jenseits und hatten sich dadurch ein klares und wahres Bewusstsein über das Leben der Seele nach dem Abfalle des Leibes erworben.

68,3. Aber in dieser Zeit ist ja beinahe aller Glaube an Gott bei den Menschen erloschen! Wo sollte dann bei den Menschen das helle Bewusstsein des Lebens der Seele nach dem Leibestode noch herrühren?!

68,4. Ich sage es dir: Wo man an dem Grunde alles Lebens schon beinahe allgemein zweifelt, da ist es dann gar nichts Wunderbares, wenn man über das Fortleben der eigenen Seele nach des Leibes Tode in starkem Zweifel ist.

68,5. Gehe hin zu den Sadduzäern, und du wirst finden, dass sie fürs erste äusserst materielle, die Welt und sich über alles liebende Menschen sind, fürs zweite an gar keinen Gott glauben und darum fürs dritte auch die Unsterblichkeit der menschlichen Seele völlig ableugnen und jeden einen Narren schelten, der irgend an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, die nichts als ein wahnsinniges Phantasiebild eines schwachhirnigen Menschen sei, glaubt, und das gar durch leere Reden beweisen will.

68,6. Weiter siehe an die rechten Kyniker, Schüler des weltweisen Griechen Diogenes! Das sind sogar wahre Feinde des Lebens, und sie verwünschen irgendeine Kraft, die sie ohne ihre Einwilligung ins Leben rief. Sie leben zwar höchst gesittet und nüchtern und verachten allen Luxus, ja selbst die geringste Bequemlichkeit des Lebens. Für sie ist die grösste Wohltat der Tod, hinter dem sie kein Leben mehr, sondern das ihnen höchst erwünschte gänzliche Nichtsein erwarten.

68,7. Aber dafür kannst du wieder in Indien noch heutzutage Menschen finden, die mit den Seelen verstorbener Menschen geradeso umgehen wie mit Lebenden und sich mit ihnen über tausenderlei geheime Dinge besprechen. Diese Menschen haben auch nicht die allerleiseste Spur von einer Furcht vor des Leibes Tode, – im Gegenteil ist der Sterbetag eines Menschen bei ihnen ein wahrer Jubeltag und die Geburt eines Kindes zur Welt ein wahrer Trauertag.

68,8. Siehe, so sind in dieser deiner fraglichen Hinsicht die Menschen höchst verschieden! Wovor sich oft ein Volk sehr fürchtet, davor hat ein anderes Volk sogar unter den verschiedenartigsten Lehren und Erwartungen nicht die allerleiseste Furcht und Angst. Am meisten aber fürchten sich vor dem Leibestode die Juden, und der Grund davon ist eben ihre grosse Weltliebe und sinnliche Lust. Wer diese so sorgfältig pflegt wie die Juden, der muss mit der Zeit um alles höhere Licht kommen; denn nichts schadet dem rechten und lebendigen Glaubenslichte so sehr als eben die Unzucht, allerlei Geilheit und die förmliche fleischliche Hurerei, die schon seit langem bei den Juden um vieles ärger gang und gäbe ist denn sogar bei den allerfinstersten Heiden. Diese Sünde erstickt die Seele förmlich im Schlamme des Fleisches und tötet sogar das Fleisch selbst. Wenn aber also, woher soll dann solch eine Seele das lichte Lebensbewusstsein nehmen?!

68,9. Du bist nun zwar ein Mensch, der Mir sehr angenehm ist, und Ich werde dir mit der rechten Zeit schon wieder das Lebensbewusstsein in deine Seele legen; aber in deinen jungen Jahren hast auch du den Fleischeslüsten sehr gehuldigt, und sieh, eben darin liegt denn auch bei dir hauptsächlich der Grund, warum du trotz all deines noch so fragenden Forschens bis jetzt noch immer zu keinem vollwahren und untrüglichen Lichte gekommen bist! Bei deinem gegenwärtigen keuscheren Leben wirst du auch bald zu mehr innerem Lebenslichte gelangen und dann nicht mehr also fragen, wie du jetzt gefragt hast. – Hast du Mich nun wohl verstanden?“

68,10. Sagte der Wirt: „O ja, nur zu gut habe ich Dich verstanden und sage nun mit den Römern: HINC ERGO ILLAE LACRIMAE (lat.: „Daher also die Tränen“ – meint: „Das also ist der Grund…“)! Ja, ja, Herr, Du Allwissender, meine Jugendsünden haben viel von meiner seelischen Lebenskraft aufgezehrt, und jetzt in meinen älteren Tagen merke ich gar sehr deren Abgang. Es ist hier nur die Frage, wie man das nun nur einigermassen wieder ersetzen kann und mag.“

68,11. Sagte Ich: „Solange ein Mensch auf dieser Erde lebt und einen vollkommen lebendig ernsten Willen hat, ist das alles noch gar wohl möglich, wovon dir David ein lebendiges und handgreifliches Beispiel gibt; denn auch er hatte zu einer Zeit, die euch nicht unbekannt ist, viel gesündigt in der Sphäre der Fleischeslust. Aber er hat sich dann auch zu rechter Zeit ermannt, sündigte aus Liebe zu Gott nicht mehr und ward darum ein Mann nach dem Herzen Gottes. Denn wahrlich, Ich sage es dir, dass im Himmel mehr Freude ist über einen Sünder, der seine Sünden als solche erkennt, sie verabscheut, wahrhaft bereut, eine rechte und vernunftgemässe Busse übt und sich vom Grunde aus bessert und nicht mehr sündigt, denn über neunundneunzig Gerechte, die der Busse nie bedurft haben! Oder ist das nicht unter den Menschen also der Fall, dass ein Mensch über eine verlorene und dann wieder glücklich gefundene Sache von einem noch so unbedeutenden Werte mehr Freude hat denn über seine grossen Schätze, die da nie verloren waren?! Siehe, ebenso ist es auch bei Gott, und wäre es nicht also, so hättest du Mich nun in dieser deiner Herberge wahrlich nicht als deinen Gast!

68,12. Es ist wohl sehr wahr, dass dir deine Jugendsünden so manchen Schaden gebracht haben, sowohl für dein Fleisch, wie dadurch auch für deine Seele; aber da du das erkannt hast und hast dich ganz abgewendet von der Sünde, so bin Ich denn auch zu dir in dein Haus gekommen, um dich vollständig von allen deinen Übeln zu heilen.

68,13. Wo aber Ich einmal eingezogen bin, da ist auch die vollste Vergebung aller Sünden und das Licht und das ewige Leben selbst eingezogen. Ich kann dir darum sagen, dass deinem Hause und dir selbst nun ein grosses Heil widerfahren ist, und die Folgen werden dich darüber näher belehren denn nun Ich Selbst; denn Ich habe dir nun nur die Belehrung und die Verheissung gegeben, aber erst in der Erfüllung wirst du die Fülle der Wahrheit in dir gewahren.“

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