Böhse Onkelz Konzert Compilation Ausschnitte Waldbühne 29.08.2019

5 years ago
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Böhse Onkelz Konzert Compilation Ausschnitte Waldbühne 29.08.2019
http://www.onkelz.de/news/2019/09/konzertbericht-berlin-waldbuehne/
Es geht los! Auf den Leinwänden erscheint ein Dreieck, das an die Illuminaten angelehnt ist und aus den Boxen ertönt das legendäre Intro der „Live in Dortmund“, das auch bereits im vergangenen Jahr bei den Stadionshows verwendet wurde. Die erste Gänsehaut des Abends verteilt sich wohlig über meiner Haut. Ich werfe einen letzten Blick in das weite Rund und sehe Gesichter voller Vorfreude auf den heutigen Abend. Teilweise über hunderte Kilometer bei sengender Hitze angereist und seit Stunden auf den Beinen. Es beeindruckt mich wirklich immer wieder nachhaltig aufs Neue, welche Strapazen und Wege ihr auf euch nehmt.
Wer nun jedoch dachte, dass Stephans knurrender Bass, den Song „Hier sind die Onkelz“ einläutet, der wurde überrascht. Der erste Song des heutigen Abends ist nämlich „Ich bin in dir“ in der 2001er Version. Sofort fliegen die ersten Bierbecher in die Luft und es entlädt sich die Anspannung in den Berliner Abendhimmel, die das Intro zuvor noch provozierte. Vor mir eine Wand aus Staub und um mich herum, wird bereits jetzt jede Zeile bis zum kollektiven Stimmbandversagen mitgesungen. Noch bevor ich Luft holen kann, stimmt Gonzo mit „Gehasst, verdammt, vergöttert“ bereits den nächsten Kracher der Setliste an. Ich sehe nur Hände und Pogo, soweit mein Auge reicht und ich höre den besten Chor der Welt. Immer wieder schallt es „Oh, wie ist da schön“ ins weite Rund. Neben der schon jetzt großartigen Stimmung fällt mir auch der verdammt gute Sound von der Bühne auf. Ich kann es nur immer wieder und wieder betonen, wie stolz wir darauf sind, eine so hervorragende Crew zu haben, die einen großen Teil dazu beitragen, dass diese Konzerte so unvergesslich für uns alle bleiben.
Wer meine Konzertberichte kennt, der weiß, dass ich nie die gesamte Setliste seziere, sondern nur auf eben jene Songs eingehe, die für mich auf irgendeine Art zum Highlight des Abends wurden. Da wäre zum Beispiel „Leere Worte“. Zugegeben, den hatte ich schon des Öfteren in meiner Top10, aber es wäre gelogen, wenn er nicht auch heute darin auftauchen würde. Der Song ist einfach von vorne bis hinten ein Brett. Kevin läuft zur Höchstform auf und als er die Zeilen „Jeden Tag die gleiche Scheiße, ich will hier raus – ich will hier raus“ so unverkennbar in den Abendhimmel brüllt, wird einmal mehr klar, dass er das verbalisiert, was 22.000 vor ihm denken und fühlen. Ich weiß nicht, wie es euch selbst geht, aber ich freue mich nach jeder gelungenen Show wie ein kleines Kind, Kevin in dieser Verfassung, mit dieser Stimme zu erleben. Noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende denken kann, folgt mit „Keine Amnestie für MTV“ schon der nächste Kandidat auf den Preis für meinen „Song des Abends“. Die Nummer habe ich jetzt schon so oft live genießen dürfen und jedes Mal aufs Neue, erwische ich mich dabei, wie ich selbst Zeile für Zeile mitsinge, als gäbe es kein Morgen mehr. Für mich einer der besten und komplettesten Onkelzsongs bis heute.

Übrigens, die heutige Setliste, die ich mehr als nur gelungen finde, stimmt an 15 Positionen exakt mit der Setliste vor 19 Jahren überein. Ich notiere mir, „never change a winning Setliste“! Zwei Perlen finden sich dann bei etwa der Hälfte des Konzerts. Zunächst mit „Entfache dieses Feuer“. Ein musikalisches Statement, das auch 26 Jahre nach seinem Erscheinen, bis heute nicht an Aktualität verloren hat. Gleiches gilt für das ebenfalls gespielte „Nenn mich wie du willst“. Letzteres Stück ist sogar schon 27 Jahre alt. In Worten: Siebenundzwanzig! Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen.
Kurz darauf folgt ein Block, bei dem die Stimmung nun endgültig ihren Siedepunkt erreicht. Mit „Kirche“, „So sind wir“ und „Terpentin“ wird das letzte Drittel des Abends eingeläutet. Normalerweise kann ich live nicht viel mit „Terpentin“ anfangen. Vielleicht habe ich die Nummer auch einfach zu häufig gehört. Heute aber singe ich jede Zeile lauthals mit und bin fast ein bisschen von mir selbst erschrocken. Heute ist irgendwie alles anders. Die perfekte Symbiose aus Stimmung, Klang, Licht und den Onkelz. Bis zum letzten Lied, das auch heute wieder „Erinnerungen“ heißt, wird jeder Song, jedes Wort und jede Note ekstatisch gefeiert.
Die Onkelz, als Einheit, spielen für mich eines der besten Konzerte seit der Reunion. Dass sich vier Menschen fast 40 Jahre miteinander verbünden (die durchschnittliche Ehe in Deutschland hält knapp 15 Jahre) und nach all dieser Zeit, noch immer mit so viel Spielfreude, Akribie und Professionalität auf der Bühne stehen, ringt mir verdammt großen Respekt ab.
Berlin, ich hoffe, es hat euch auch so großen Spaß gemacht wie uns. Aber noch viel mehr hoffe ich, dass wir nicht nochmal 19 Jahre warten müssen, bis wir die Berliner Waldbühne wiedersehen.
Macht´s jut!
Marco Matthes
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